Was ist Rheuma bzw. rheumatoide Arthritis?
„Rheuma“ oder „rheumatoide Arthritis“?
Rheuma (altgriechisch: „rheo“ = „ich fließe“, also etwa „fließender/ziehender/reißender Schmerz“) ist eigentlich der Oberbegriff für etwa 400 entzündliche Erkrankungen am Stütz- und Bewegungsapparat des Körpers. Man unterscheidet zwischen
- entzündlichen rheumatischen Erkrankungen — wie rheumatoide Arthritis, Psoriasisarthritis (Schuppenflechte mit Gelenk- und Wirbelsäulenbeteiligung), Morbus Bechterew (chronisch entzündliche Wirbelsäulenerkrankung)
- degenerativen rheumatischen Erkrankungen — wie Arthrose, Osteoporose
- weichteilrheumatischen Erkrankungen — wie Fibromyalgie.
Wenn man im Volksmund von „Rheuma“ spricht, ist aber meist die „rheumatoide Arthritis (RA)“, die am häufigsten auftretende Form der entzündlich-rheumatischen Systemerkrankungen, gemeint. Im Deutschen spricht man auch von „chronischer Polyarthritis (cP)“. Basierend auf den griechischen Wörtern „chrónos“ für „Zeit, „poly“ für „viel“, „arthron“ für „Gelenk“ und der Endung „itis“, die auf eine entzündliche Erkrankung hinweist, handelt es sich bei rheumatoider Arthritis bzw. chronischer Polyarthritis also um eine langfristige Entzündung mehrerer bzw. vieler Gelenke.
Wer kann an Rheuma erkranken?
Etwa 0,5 bis 1 Prozent der Weltbevölkerung leidet an Rheuma — statistisch gesehen trifft es Frauen dabei 2 bis 3 mal so oft wie Männer. In Deutschland sind aktuell ca. 8 Millionen Menschen von rheumatoider Arthritis betroffen. Erkranken kann man in jedem Lebensalter, am häufigsten wird Rheuma allerdings erstmals zwischen dem 40. und 70. Lebensjahr diagnostiziert, was nicht heißt, dass die Krankheit nicht schon länger bestanden hat. Auch Kinder können an Rheuma erkranken — bei einer Diagnose vor dem 16. Lebensjahr spricht man dann von „juveniler idiopatischer Arthritis“. In Deutschland leiden zur Zeit ca. 20.000-30.000 Kinder und Jugendliche an Rheuma, jährlich kommen etwa 1.000-2.000 hinzu.
Wie kann ich Rheuma erkennen? Was sind die Symptome von rheumatoider Arthritis?
Die rheumatoide Arthritis zeichnet sich vor allem durch eine Entzündung vieler Gelenke aus, die unbehandelt zu einer Zerstörung der Gelenke und der umliegenden Knochen und somit zu Verformungen, Fehlstellungen und letztlich zu Behinderungen führen kann. Die Beschwerden beginnen meist in den Fingern und Zehen, bevor später auch größere Gelenke betroffen sind. Zuerst kommt es zu Gelenkschwellungen und Beeinträchtigungen in der Beweglichkeit ohne erkennbare Ursache, d.h. ohne dass zuvor eine Verletzung an der betroffenen Stelle bestanden hätte. Im weiteren Verlauf der Krankheit beobachtet man Gelenkschmerzen, stärkere Schwellungen, die zum Teil mit einer Ergussbildung einhergehen, sowie eine Überwärmung der betroffenen Gelenke, die durch Kälteeinwirkung, wie z.B. Halten unter fließendes Wasser, gebessert werden kann. Bei besonders starken Entzündungen kann es zu nächtlichen Gelenkschmerzen kommen, die den Schlaf unterbrechen. Darüber hinaus ist vor allem die berühmte „Morgensteifigkeit“, die je nach Schwere der Erkrankung auch nach dem Aufstehen noch mehrere Stunden bis den den ganzen Tag anhalten kann, ein charakteristisches Merkmal für Rheuma.
Die Beschwerden weiten sich nach und nach immer weiter aus, u.a. auf Ellenbogen,- Knie-, Schulter- und Sprunggelenke. Auch die Wirbelsäule kann vor allem im Bereich der Halswirbelsäule betroffen sein. Der Entzündungsprozess ist jedoch nicht allein auf die Gelenke beschränkt sondern kann auch Weichteile wie Sehnenscheiden oder Schleimbeutel betreffen. Typisch sind auch die sogenannten „Rheumaknoten“ — unter der Haut liegende, verschiebbare Knoten, vor allem an Fingern und Ellenbogen. Sie treten bei etwa 20 Prozent der Betroffenen auf.
Zusätzlich zu den charakteristischen Merkmalen in den Gelenken sind auch einige allgemeine Krankheitssymptome zu beobachten, die deutlich machen, dass es sich bei rheumatoider Arthritis um eine systemische Erkrankung handelt, d.h. der gesamte Körper mit der rheumatischen Erkrankung zu kämpfen hat. Hierzu gehören vor allem
- chronische Müdigkeit
- allgemeines Krankheitsgefühl
- Leistungsschwäche
- Appetitlosigkeit
- starke Gewichtsabnahme
- Lustlosigkeit
- Depression
- Konzentrationsschwäche
- Kribbeln oder Taubheitsgefühl in Händen und Füßen.
Auch Fieber und Nachtschweiß können auftreten.
Rheuma verläuft in „Schüben“ und zeichnet sich daher vor allem zu Beginn der Erkrankung durch plötzliches, heftiges Auftreten der Symptome im Wechsel mit Zeiträumen annähernder Beschwerdefreiheit aus.
Diagnose: Wie wird eine rheumatische Erkrankung festgestellt?
Der erste Schritt, um festzustellen, ob eine rheumatische Erkrankung vorliegt, ist die Anamnese (griechisch: „anámnēsis“ für „Erinnerung“), d.h. die detaillierte Patientenbefragung und Untersuchung beim Arzt. Hierbei richtet sich der Arzt nach den sogenannten ACR- und EULAR-Kriterien, die vom American College of Rheumatology (ACR) bzw. der European League Against Rheumatism (EULAR) zur besseren Vergleichbarkeit von Studien festgesetzt wurden und typische Merkmale, wie z.B. den Befall kleiner Gelenke oder ein symmetrisches Auftreten der Beschwerden, beinhalten. Darüber hinaus ist eine Blutuntersuchung notwendig, bei der auf typische Entzündungsmarker, wie Rheumafaktor (RF), C-reaktives Protein (CRP) und Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSP) getestet wird. Diese Marker bieten allerdings nur eine wichtige Zusatzinformation, deuten aber nicht notwendigerweise auf eine rheumatische Erkrankung hin. So ist der Rheumafaktor nur bei etwa der Hälfte aller Rheumakranken nachweisbar — man spricht auch von seropositiver bzw. seronegativer chronischer Polyarthritis — und kann auch bei anderen Krankheiten anschlagen. Eine bessere Genauigkeit liefert der Nachweis von CCP-Antikörpern (CCP steht für „cyklische citrullinierte Peptide“), auch ACPA (Antikörper gegen citrullinierte Peptide/Proteine) genannt.
Zusätzlich zur Befragung und Blutuntersuchung sind Röntgenbilder und eine Ultraschalluntersuchung wichtig, um mögliche Schäden an Knochen, Gelenken und Muskeln zu erkennen. Je nach Schwere der Erkrankung kann auch der Einsatz von MRT oder CRT nötig sein.
Ursache: Wie entsteht Rheuma bzw. rheumatoide Arthritis?
Rheuma ist eine Autoimmunerkrankung, d.h. eine Störung im Immunsystem, die dazu führt, dass der Körper sich selbst bekämpft und entzündliche Prozesse in Gelenken und Organen in Gang setzt. Laut Schulmedizin ist die Ursache für das Entstehen dieser Autoimmunerkrankung bisher unbekannt, es wird allerdings eine genetische Prädisposition, d.h. eine erbliche Vorbelastung, in Verbindung mit äußeren Faktoren vermutet. So gehen Schulmediziner heute davon aus, dass Rheuma durch Rauchen begünstigt wird und Rauchen außerdem zu einem aggressiveren Verlauf der Krankheit führen kann. Als weitere Faktoren werden Infektionen, wie z.B. Pardontitis, und eine ungesunde Ernährung genannt. Die aktuelle Forschung schreibt den so genannten „Zytokinen“ — entzündungsfördernde Gewebshormone, die als eine Art Botenstoffe im Immunsystem fungieren —eine zentrale Rolle bei der Ausbreitung der chronischen Entzündung zu. Allen voran werden hier TNF-alpha und Interleukin-1 (IL-1) genannt. Auf Basis dieser Erkenntnis wurden neue Basismedikamente — die sogenannten Biologika — entwickelt, die gezielt das Hormon TNF-alpha blockieren und so die chronische Entzündung stoppen sollen. Aber auch natürliche Entzündungshemmer wie z.B. Kurkuma hemmen den Botenstoff – und das ganz ohne Nebenwirkungen.
Betrachtet man eine Autoimmunerkrankung wie rheumatische Arthritis allerdings ganzheitlich, so sind sehr wohl einige Ursachen für das Entstehen der Krankheit zu nennen. Autoimmunerkrankungen gehen aus einer Erkrankung des Darms bzw. der Darmflora hervor. Daher steigert die häufige Gabe von Antibiotika ohne anschließende Darmsanierung das Risiko, an Rheuma zu erkranken, deutlich. Außerdem geht eine rheumatische Erkrankung immer mit einer Übersäuerung des Körpers einher. Die ersten Schritte in einer ganzheitlichen Behandlung aber auch Vorbeugung von Rheuma sollte daher eine Entsäuerung des Körpers, eine Umstellung der Ernährung auf basenüberschüssige Nahrung mit Vermeidung von Säuren (insbesondere der Arachidonsäure), sowie eine Darmsanierung mit Wiederaufbau der Darmflora sein.
Rheuma heilen: Ist rheumatoide Arthritis heilbar und wie wird Rheuma behandelt?
Die rheumatoide Arthritis ist eine Autoimmunerkrankung — und daher aus schulmedizinischer Sicht bisher nicht heilbar. Das erklärte Ziel ist daher eine weitgehende und im günstigsten Fall komplette Remission, d.h. Stillstand, der Krankheit. Im Vordergrund steht hierbei die medikamentöse Therapie mit drei Faktoren:
- Basismedikament, z.B. Methotrexat (MTX)
- nicht-steroidiale Antirheumatika (NSAR), z.B. Celecoxib
- steroidiale Antirheumatika (SAR), d.h. Cortison
Die Grundlage für die medikamentöse Therapie bildet das Basismedikament. Hierbei handelt es sich um ein langwirksames Antirheumatikum, häufig Methotrexat (MTX), das auch aus der Krebstherapie bekannt ist, dort aber in viel höheren Dosen eingesetzt wird. Das Ziel des Basismedikaments ist es, die rheumatische Erkrankung in Remission zu bringen. Zur kurzfristigen Symptombekämpfung werden darüber hinaus nicht-steroidiale Antirheumatika (NSAR), d.h. cortisonfreie Entzündungshemmer, wie Celecoxib (Celebrex) eingesetzt, um die Entzündungen zu bekämpfen. Reicht die Wirkung nicht aus oder kann die Medikamentengabe aufgrund der Nebenwirkungen nicht erfolgen, wird auf steroidiale Antirheumatika (SAR), d.h. Cortison, zurückgegriffen. Cortison ist der stärkste bekannte Entzündungshemmer, kommt allerdings auch mit einer Reihe von Nebenwirkungen, die vor allem bei einer längeren Einnahme nicht zu unterschätzen sind.
Reicht die Gabe eines Basismedikaments allein nicht aus, um die rheumatoide Arthritis in Remission zu bringen, kommt oft eine Kombinationstherapie mit mehreren Basismedikamenten zum Einsatz. Besonders wirksame und kostspielige Basismedikamente sind die so genannten Biologika, die gezielt den Botenstoff TNF-alpha im Körper hemmen und somit ohne die Nebenwirkungen von z.B. Methotrexat auskommen. Allerdings dürfen Biologika aufgrund der hohen Kosten und der geringen Erfahrung laut EU-Zulassung nur dann eingesetzt werden, wenn die bisherige Basistherapie nicht ausreicht oder nicht vertragen wird.
Begleitend zur medikamentösen Therapie kommen je nach Schwere und Stadium der rheumatischen Arthritis weitere Behandlungsformen zum Einsatz, z.B. Krankengymnastik, Ergotherapie, Osteopathie, physikalische Therapie (Kälte- oder Wärmepackungen) sowie gegebenenfalls Operationen.
Rheuma ganzheitlich behandeln: Chance auf Heilung?
Um abseits der Schulmedizin doch eine Chance zu haben, Rheuma zu heilen, muss man die Krankheit ganzheitlich betrachten. Wie bei jeder Autoimmunerkrankung liegt auch bei Rheuma eine Erkrankung des Darms vor. Die Gründe dafür sind vielfältig und reichen von schlechter Ernährung über häufige Antibiotikagabe bis hin zu verschleppten Infektionen oder Krankheiten im Allgemeinen. Daher ist die Wiederherstellung der Darmgesundheit begleitend zur schulmedizinischen Behandlung unabdingbar.
Neben einer Erkrankung des Darms bzw. damit einhergehend basiert Rheuma auch immer auf einer Übersäuerung des Körpers. Ziel sollte es daher sein, den Körper gezielt zu entsäuern und auf eine basenüberschüssige Ernährung zu achten. Säuren, insbesondere die stark entzündungsfördernde Arachidonsäure, sollten weitestgehend gemieden werden. Dies funktioniert am besten durch die Umstellung auf eine vegane Ernährung, bei der alle tierischen Produkte, die Hauptlieferanten der Arachidonsäure, aus dem Speiseplan gestrichen werden. Wer allerdings nicht so weit gehen möchte, sollte den Verzehr tierischer Produkte aber wenigstens auf ein Minimum reduzieren.
Bei jeder Autoimmunerkrankung spielt auch Stress bzw. eine ungesunde Lebensweise eine Rolle. Es gilt daher, Stress abzubauen und einen gesunden Lebensstil zu entwickeln – auch wenn das in unserer leistungsorientierten Gesellschaft alles andere als leicht zu sein scheint.
Foto: shutterstock – yodiyim
Monika (www.rheuma-Rebell. De)